Textgut

In den neuen CSRD-Vor­ga­ben der EU für den Nach­hal­tig­keits­be­richt spielt die Wesent­lich­keits­ana­lyse eine große Rolle. Die Idee dahin­ter ist, dass Unter­neh­men über alle Berei­che berich­ten, die Aus­wir­kun­gen auf die Nach­hal­tig­keits­the­men Umwelt, Sozia­les und Unter­neh­mens­er­folg haben. Dabei sol­len auch Aspekte in den Blick genom­men wer­den, die viel­leicht weni­ger offen­sicht­lich sind.

Als ers­tes stellt sich dabei die Frage, wel­che Gesellschaft(en) oder Toch­ter­un­ter­neh­men in die Ana­lyse ein­ge­zo­gen wer­den sol­len? Ent­schei­dend ist hier­bei, wel­che Aus­wir­kun­gen, Risi­ken und Chan­cen (IROs) sie auf das Unter­neh­men haben. In die Über­le­gung sollte auch die vor- und nach­ge­la­gerte Wert­schöp­fungs­kette ein­be­zo­gen wer­den.

Ana­ly­siert wer­den sollte auch das Umfeld eines Unter­neh­mens:

Wel­che Beson­der­hei­ten hat meine Bran­che?

  • Wel­che Bedeu­tung hat mein Unter­neh­men für die Region?
  • Gibt es beson­ders sen­si­ble The­men in Zusam­men­hang mit mei­nem Unter­neh­men, etwa bezüg­lich der Nach­bar­schaft, öko­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen von Pro­duk­tion o.ä.?
  • Was wird in Medien oder Stu­dien zu mei­ner Branche/meinem Umfeld berich­tet?

Aus der Ana­lyse sollte eine IRO-Liste her­vor­ge­hen, die tat­säch­li­che oder mög­li­che Aus­wir­kun­gen, Chan­cen und Risi­ken dar­stellt.


Out­side-In- und Inside-Out-Per­spek­tive

Wich­tig ist dabei die Out­side-In- und Inside-Out-Per­spek­tive: Betrach­tet wer­den soll­ten sowohl die IROs, die von außen auf mein Unter­neh­men ein­wir­ken (z.B. Über­flu­tungs­ge­fahr, neue gesetz­li­che Rege­lun­gen) als auch die Aus­wir­kun­gen mei­ner Unter­neh­mens­tä­tig­keit (z.B. Ver­brauch von Was­ser, Anbie­ten von Arbeits­plät­zen).

Kon­kret emp­fiehlt es sich, einen Work­shop mit Ver­tre­tern der ver­schie­de­nen Arbeits­be­rei­che des Unter­neh­mens durch­zu­füh­ren, um wich­tige The­men zu iden­ti­fi­zie­ren. Dort kön­nen alle Punkte gesam­melt und ein­ge­ord­net wer­den, die für öko­lo­gi­sche, soziale und öko­no­mi­sche IROs zu beach­ten sind. Am bes­ten wer­den diese direkt den Nach­hal­tig­keits­aspek­ten der ESRS zuge­ord­net.


Nach­hal­tig­keits­be­richt: Wer sind meine Stake­hol­der?

Doch auch die Stake­hol­der sol­len bei der Ana­lyse ein­be­zo­gen wer­den. Wer sind diese? Auch das muss die Arbeits­gruppe erst ein­mal her­aus­fin­den. Häu­fig sind das

  • Mit­ar­bei­tende
  • Geschäfts­lei­tung
  • Eigen­tü­mer oder Anteils­eig­ner des Unter­neh­mens
  • Zulie­fe­rer und Dienst­leis­ter samt deren Mit­ar­bei­ten­den
  • Kun­den
  • Fach­ver­bände und NGOs
  • Medien und Öffent­lich­keit
  • Bil­dungs­ein­rich­tun­gen
  • Gesetz­ge­ber

Rele­vante Stake­hol­der soll­ten ihre Mei­nung zu den vor­be­rei­te­ten IROs äußern kön­nen und die Liste ergän­zen oder kom­men­tie­ren. Das funk­tio­niert häu­fig über ver­schickte Fra­ge­bö­gen, aber auch über Work­shops, tele­fo­ni­sche Inter­views oder Umfra­gen bei Ver­an­stal­tun­gen.


Gewich­tung der IROs

Die Mei­nun­gen der Stake­hol­der flie­ßen in eine neue Liste von IROs für den Nach­hal­tig­keits­be­richt ein. Diese wird dann von der Arbeits­gruppe im Unter­neh­men gewich­tet nach der Bedeu­tung der ein­zel­nen Punkte (darin fließt auch ein, ob die IROs umkehr­bar sind und wie wahr­schein­lich sie sind). Anhand die­ser Gewich­tung wird dann fest­ge­legt, über wel­che Aspekte das Unter­neh­men im Nach­hal­tig­keits­be­richt berich­tet. Diese Liste ent­schei­det also dar­über, wel­che Teile der ESRS/ wel­che Daten­punkte bear­bei­tet wer­den.

Und die­ser ganze Pro­zess der Wesent­lich­keits­ana­lyse muss im Nach­hal­tig­keits­be­richt aus­führ­lich doku­men­tiert wer­den.