Man hört es oft: Je mehr Wärmepumpen und E-Autos wir anschließen, desto mehr Braunkohle müssen wir zur Stromgewinnung verbrennen. Stimmt das? Die Zahlen von Bruno Burger vom Frauenhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sagen: Nein. Im Gegenteil. Die deutsche Stromerzeugung aus Braunkohle sei im Jahr 2023 auf das Niveau von 1965 gefallen. Laut dem Statistischen Bundesamt sank die Erzeugung von Strom aus Kohlekraftwerken 2023 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30 Prozent.
Auf der Internetseite Energy-Charts veröffentlicht das Frauenhofer-Institut stundenaktuell den Strommix. 2023 hat Deutschland 60 Prozent seines Stroms durch erneuerbare Energiequellen produziert, wenn man private Anlagen einberechnet. Im verregneten Mai 2024 etwa kamen etwa 9.431 GWh aus Solarenergie, 7.708 GWh aus Windkraftanlagen, 3.648 GWh aus Biomasse und 2.078 GWh aus Laufwasser. Aus Braunkohle kommen hingegen 4.781 GWh, aus Steinkohle 1.028 GWh und aus Erdgas 5.759 GWh. Zusammengerechnet sind das 22.787 GWh erneuerbare gegen 11.568 fossile Energieträger. Selbst im Januar 2023 waren es rund 25.000 GWh Erneuerbare gegen 19.500 GWh Fossile.
Strom aus Nachbarländern: zur Hälfte erneuerbar
Und das Argument, wir würden Atomstrom aus den Nachbarländern einkaufen, weil wir nicht genügend Strom produzieren? Alle Experten sind sich einig: Wir könnten auch all unseren Strom selbst erzeugen – nur ist der Strom aus den Nachbarländern manchmal billiger. Und die Hälfte des importierten Stroms stammt aus erneuerbaren Quellen, nur ein Viertel aus Atomstrom. Fakt ist: Seit dem Atomausstieg haben die Erneuerbaren 34 Terawattstunden Strom mehr erzeugt als in den zwölf Monaten davor, die fossilen Energieträger jedoch 55 TWh weniger.
Der billigste Strom ist immer der aus erneuerbaren Quellen. Und Anlagen zur Erzeugung und Weiterleitung werden ständig ausgebaut. Unterschiede in Zahlen resultieren übrigens daher, dass manche Quellen den produzierten Strom messen, andere den ins Netz eingespeisten. Viele Solaranlagenbesitzer verbrauchen jedoch einen guten Teil ihres erzeugten Stroms selbst. Weitere Berechnungsunterschiede liegen darin, ob man den eigenen Stromverbrauch eines Kraftwerks abzieht oder nicht.
Die Süddeutsche Zeitung hat am 15. April unter der Überschrift „Zahlen, bitte“ auch sehr gut über dieses Thema berichtet.