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Kleine und mitt­lere Unter­neh­men haben oft schlicht keine Man­power ver­füg­bar, um sich auch noch um die Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung zu küm­mern. Gleich­zei­tig steigt der Druck von Kun­den und Koope­ra­ti­ons­part­nern, es trotz­dem zu tun. Das Dilemma sieht auch die EU. Sie plant des­halb für KMU den „Vol­un­t­ary SME-Stan­dard“ mit deut­lich redu­zier­ten Anfor­de­run­gen. Er rich­tet sich an KMU, die nicht der Berichts­pflicht unter­lie­gen, aber trotz­dem berich­ten wol­len. Im Januar 2024 wurde ein ers­ter Ent­wurf dazu vor­ge­legt.

Die­ser VSME-Ent­wurf ent­hält drei Module – ein Basis-Modul, eines für Busi­ness Part­ner und ein so genann­tes „Nar­ra­tive-Poli­cies, Actions and Targets“-Modul (PAT-Modul). Die Unter­neh­men kön­nen wäh­len, ob sie nur das Basis-Modul, das Basis-Modul kom­bi­niert mit einem der bei­den ande­ren oder alle drei Module ver­wen­den. Nach dem Ent­wurf der EU sol­len die KMU jedes Jahr einen ent­spre­chen­den Nach­hal­tig­keits­be­richt erstel­len. Wer einen Lage­be­richt erstellt, soll auch den Nach­hal­tig­keits­be­richt dort ver­öf­fent­li­chen.

Nach­hal­tig­keits­be­richt für KMU ohne Wesent­lich­keits­ana­lyse

Der große Vor­teil des VSME-Ent­wurfs: Die in der regu­lä­ren Berichts­pflicht gefor­derte aus­führ­li­che Wesent­lich­keits­ana­lyse ist nicht unbe­dingt nötig. Das Basis-Modul ver­langt rund 30 Daten­punkte, dabei aber die Treib­haus­gas­emis­sio­nen nur aus Scope 1 und 2 und nicht die schwer zu ermit­teln­den Emis­sio­nen aus Scope 3. Ver­langt wer­den außer­dem Ener­gie­ver­brauch, Daten zu Schad­stof­fen, ver­sie­gel­ter Flä­che, Was­ser­ver­brauch, Abfall­men­gen und Recy­cling. Bezüg­lich der Beleg­schaft wer­den ver­schie­dene Para­me­ter abge­fragt, ebenso, ob es Ver­ur­tei­lun­gen wegen Kor­rup­tion oder Geld­wä­sche gab. Zusätz­lich kann das Unter­neh­men ange­ben, wel­che Pro­jekte es für nach­hal­ti­ge­res Wirt­schaf­ten ange­fan­gen oder umge­setzt hat und ob es Pro­zesse zur Über­prü­fung der Wert­schöp­fungs­kette gibt.

Das PAT-Modul adres­siert Schwer­punkte des Geschäfts­mo­dells sowie wesent­li­che Nach­hal­tig­keits­aspekte und -ziele und deren Umset­zung. Dabei geht es auch um die Aus­wir­kun­gen mög­li­cher exter­ner Ver­än­de­run­gen auf das Geschäfts­mo­dell. Außer­dem fragt das PAT-Modul nach Ver­ant­wort­lich­kei­ten im Unter­neh­men und den Dia­log mit Stake­hol­dern.

VSME-Stan­dard für KMU bis Jah­res­ende zu erwar­ten?

Im Busi­ness-Part­ner-Modul muss das Unter­neh­men ange­ben, ob es Umsätze mit Waf­fen, Tabak oder fos­si­len Brenn­stof­fen erzielt. Gefragt wird auch nach der Geschlech­ter­di­ver­si­tät im Lei­tungs­or­gan, nach den Zie­len zur THG-Reduk­tion und deren Umset­zung und den finan­zi­el­len Risi­ken durch Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels. Wei­tere Punkte betref­fen den radio­ak­ti­ven Abfall, die Über­ein­stim­mung der inter­nen Richt­li­nien mit UN-Leit­li­nien, die Zahl der Aus­zu­bil­den­den und die Mög­lich­keit zur fami­li­en­be­zo­ge­nen Frei­stel­lung. Außer­dem geht es um die Ein­hal­tung der OECD-Richt­li­nien und UN-Leit­prin­zi­pien.

Bis 21. Mai konn­ten Unter­neh­men online Feed­back zu dem Ent­wurf ein­rei­chen. Die EFRAG (Euro­pean Finan­cial Report­ing Advi­sory Group) sich­tet die Rück­mel­dun­gen nun und lässt sie in die Ent­würfe ein­flie­ßen. Der wei­tere Zeit­plan wurde noch nicht fest­ge­legt. Exper­ten hof­fen auf eine Ver­öf­fent­li­chung bis zum Jah­res­ende. Das Deut­sche Rech­nungs­le­gungs Stan­dards Com­mit­tee e.V. (DRSC) hat eine inof­fi­zi­elle Über­set­zung der VSME-Stan­dards vor­ge­legt.