Kommt eine Pflicht zur Sanierung alter Gebäude? Darüber wird derzeit intensiv diskutiert. Im Oktober 2020 hat die EU ihre Strategie für eine Renovierungswelle vorgestellt. Das Ziel: Europa soll bis 2050 einen emissionsfreien Gebäudebestand erlangen – Gebäude dürfen dann weder mit Öl noch mit Gas geheizt werden. Schließlich haben Gebäude insbesondere im kalten Deutschland einen erheblichen Anteil am Energieverbrauch. Der Weg zur Emissionsfreiheit ist jedoch steinig.
Vor allem sollen Besitzer von Wohngebäuden mit einer besonders schlechten Energieeffizienz laut der EU-Richtlinie gezwungen werden, diese auf einen besseren Stand zu bringen. Konkret bedeutet das laut den Plänen der EU, dass Gebäude mit Energieeffizienz-Klasse G und H bis 2030 mindestens Klasse F erreichen müssen. Das betrifft in Deutschland rund ein Drittel aller Wohnhäuser. „Es gibt nur die Möglichkeit Abriss oder Sanierung“, betont Norbert Raschper, Professor für Technisches Immobilienmanagement an der EBZ Business School Bochum. „Das ist eine Herausforderung.“ Politisch regt sich inzwischen jedoch viel Widerstand gegen so einen Zwang zur Sanierung.
Bei Umbau ist eine Dämmung nötig
Schon bis 2025 sollen mindestens 65 Prozent aller Heizungen erneuerbare Energien nutzen. Wer ein Gebäude aus- oder umbauen möchte, muss ab 2024 Bauteile der Effizienzhausstufe 70 verwenden. Oft ist eine Dämmung des Daches oder der Fassade erforderlich. Mehr als 30 Jahre alte Heizkessel müssen ausgetauscht werden. Für selbst bewohnte Ein- oder Zweifamilienhäuser gibt es allerdings viele Ausnahmen. Gewerbeobjekte hingegen sind ebenfalls an die energetischen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes gebunden, wenn darin geheizt wird.
Insgesamt sollen die Treibhausgasemissionen durch Gebäude bis 2050 um 80 bis 95 Prozent sinken. Der Bund muss bei seinen neuen Bauten bereits den Leitfaden Nachhaltiges Bauen anwenden. Für Länder, Kommunen, Unternehmen und Privatleute gilt der Leitfaden als Empfehlung. Neubauten müssen in Deutschland sowieso das Gebäudeenergiegesetz einhalten, das einen Niedrigstenergiestandard verlangt.
Rund 90 Prozent des Energieverbrauchs eines privaten Haushalts wird in Deutschland für Heizung und Warmwassererzeugung benötigt. Deshalb ist die energetische Sanierung ein wichtiger Baustein zum Erreichen der CO2-Ziele. Zusätzlich entsteht rund ein Viertel des Gesamtenergieverbrauchs eines Gebäudes bei der Herstellung. Für Neubauten ist also ein Blick auf die „grauen Emissionen“ wichtig. Das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen ermöglicht unkompliziert das Erstellen einer Ökobilanz für den Bau. Die EU hat dazu den freiwilligen Bewertungsrahmen Level(s) geschaffen, um die Ökobilanz von Gebäuden vergleichbar zu machen.