Textgut

„Aber wenn wir als ein­zige etwas für die Nach­hal­tig­keit tun, kön­nen wir doch sowieso nichts aus­rich­ten“, sagt die Dame im Zug zu mir. Diese Aus­sage scheint mir weit ver­brei­tet – und ist doch ein Irr­glaube. Die gro­ßen Fir­men sind fast über­all auf der Welt gezwun­gen, sich um The­men wie Ener­gie­ver­brauch, Res­sour­cen­schutz und faire Behand­lung von Mit­ar­bei­ten­den zu küm­mern. Und selbst ohne Zwang erken­nen die meis­ten, dass kein Weg an Ver­bes­se­rung in die­sen Berei­chen vor­bei­führt.

In Europa sind alle Unter­neh­men mit mehr als 500 Mit­ar­bei­ten­den sowieso ver­pflich­tet, einen Nach­hal­tig­keits­be­richt vor­zu­le­gen. Darin müs­sen sie sich auch Ziele set­zen, ihre Nach­hal­tig­keit in allen Para­me­tern zu ver­bes­sern. Mit den immer schär­fer wer­den­den Vor­ga­ben zur Taxo­no­mie (Unter­neh­men bekom­men nur noch Kre­dite, wenn sie einen Fahr­plan für ihre Nach­hal­tig­keit haben) und dem Lie­fer­ket­ten­ge­setz (Nach­weis zur Ein­hal­tung der Men­schen­rechte in der Lie­fer­kette) müs­sen auch immer mehr klei­nere Unter­neh­men ihre Nach­hal­tig­keit nach­wei­sen.

Green Deal: Alle in Europa müs­sen etwas ver­än­dern

Der Green Deal wurde wurde 2019 von der Euro­päi­schen Kom­mis­sion vor­ge­stellt mit dem Ziel, bis 2050 alle Netto-Treib­haus­gas-Emmis­sio­nen in der Euro­päi­schen Union auf Null zu redu­zie­ren. Bis 2030 sol­len die Emmis­sio­nen gegen­über 1990 um min­des­tens 55 Pro­zent redu­ziert wer­den. Damit gehen eine Reihe von Regu­lie­run­gen ein­her. So soll der Anteil erneu­er­ba­rer Ener­gien am Gesamt­ener­gie­ver­brauch in der EU bis 2030 auf 40 Pro­zent stei­gen. Dafür soll die Kapa­zi­tät an Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen deut­lich erhöht wer­den. Gleich­zei­tig soll der Ener­gie­ver­brauch sowohl in Pri­vat­haus­hal­ten als auch in der Indus­trie sin­ken. Ein wich­ti­ger Fak­tor dabei ist auch die Mobi­li­tät, die der­zeit noch rund ein Fünf­tel der Treib­haus­gas­em­mis­sio­nen in der EU ver­ur­sacht. Mit ver­schie­de­nen Vor­ga­ben zwingt die EU ihre Mit­glieds­län­der dazu, die Anfor­de­run­gen in natio­na­les Recht umzu­set­zen.

Auch China und USA wol­len Treib­haus­gase redu­zie­ren

Doch auch welt­weit ist den meis­ten Staa­ten und Staats­ober­häup­tern bewusst, dass sie ohne Nach­hal­tig­keits­ziele auf einen Zustand zusteu­ern, in dem schon unsere Enkel kein gutes Leben mehr füh­ren kön­nen. So haben 197 Ver­trags­par­teien 2015 das Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men beschlos­sen. Auch die USA, die unter Donald Trump öffent­lich­keits­wirk­sam aus­ge­tre­ten waren, sind unter Joe Biden sofort wie­der ein­ge­tre­ten. Im Herbst 2021 beschlos­sen die Staa­ten in Glas­gow einen Aus­stieg aus der Koh­le­ver­bren­nung und sie leg­ten fest, natio­nale Kli­ma­ziele zu ver­ein­ba­ren und Gel­der für den Kli­ma­schutz zu zah­len. Auch die bei­den größ­ten Treib­haus­gas-Ver­ur­sa­cher China und USA beschlos­sen, gemein­same Lösun­gen für eine kli­ma­neu­trale Wirt­schaft zu suchen. Die stark gestie­ge­nen Ener­gie­kos­ten geben dem Umbau zu einer kli­ma­neu­tra­len Wirt­schaft neuen Schwung, weil sich dadurch viele Inves­ti­tio­nen schnel­ler amor­ti­sie­ren. Und die Kon­su­men­ten ver­lan­gen immer mehr nach nach­hal­ti­gen Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen.